Chronik der Gemeinde Ensheim

 

von 1972 bis 2012

Es gäbe vieles zu berichten über die kleinste Gemeinde in der Verbandsgemeinde Wörrstadt, dass sie bereits 769 erstmalig urkundlich erwähnt wurde und somit 2019 1250 Jahre alt wird, dass es an der alten Kaiserstraße, der heutigen B271, liegt, auf der Napoleon 1850 bis nach Russland marschierte, dass der Reichsfeldmarshall Hindenburg 1912 Gast im Ensheimer Pfarrhaus war und vieles mehr. Aber diese Chronik der Gemeinde Ensheim soll den Zeitraum seit Gründung der Verbandsgemeinde Wörrstadt 1972 bis zum heutigen Tage beschreiben.

Vor Gründung der Verbandsgemeinde Wörrstadt kam von einigen Mitgliedern im Gemeinderat die Idee auf, Ensheim solle sich der größeren Nachbargemeinde Wörrstadt anschließen, da man erkannt hatte, dass eine kleine Gemeinde den immer größer werdenden Aufgaben nicht mehr gewachsen sei. Darüber wurde im Gemeinderat heftig diskutiert, wobei die Gruppe derer, die die Eigenständigkeit unserer Gemeinde unter allen Umständen erhalten wollte, sich durchsetzte. Damals, vor über 40 Jahren, war in unserem Dorf noch vieles anders. Der Gemeinderat setzte sich fast ausschließlich aus Winzern und Landwirten zusammen, Mitteilungen des Bürgermeisters und Einladungen zu Gemeinderatsitzungen wurden durch den Ausscheller im Dorf verbreitet, der Haushaltsplan wurde von Hand geschrieben und mit Unterstützung von Mitarbeitern der Stadtverwaltung Alzey und der Kreisverwaltung Alzey aufgestellt. Der Bürgermeister war Standesbeamter, Schiedsmann und Ortspolizeibehörde, also für alles zuständig, was in unserem Dorf passierte.

Und dann kam 1972 die Verwaltungsreform mit Bildung der Verbandsgemeinde Wörrstadt zusammen mit 12 anderen Gemeinden. Aber dazu später.

Der letzte Bürgermeister, der die Bildung der Verbandsgemeinde mit erlebte, war Paul Schmitt. Zuvor war er Gemeinderechner und führte Ein- und Ausgaben unserer Gemeinde. Er wurde in die Verwaltung der Verbandsgemeinde übernommen und musste allerdings dadurch sein Bürgermeisteramt aufgeben, da er als Mitarbeiter der Verwaltung nicht gleichzeitig Bürgermeister einer Ortsgemeinde sein durfte. Ihm folgte Werner Schmitt, der bis Frühjahr 1979 Bürgermeister unserer Gemeinde Ensheim war. Im Sommer 1979 wurde Klaus Kappler Bürgermeister, der noch heute nach 33 Jahren die Geschicke in unserer Gemeinde lenkt. In der ersten Jahren der Zugehörigkeit zur Verbandsgemeinde Wörrstadt hat Horst Geisel als erster Bürgermeister der Verbandsgemeinde an all unseren Gemeinderatsitzungen teilgenommen und das Protokoll geführt. In Erinnerung sind noch die langen Nachsitzungen in der neben dem Rathaus liegenden Gaststätte „Zur Sonne”, die sich manchmal bis lange nach Mitternacht fortsetzten und bei denen Horst Geisel auf seinem politischen und journalistischen Leben vieles berichtete und Anektoden erzählte.

In den 40 Jahren seit Bildung der Verbandgemeinde hat sich in unserer Gemeinde vieles getan, aber auch verändert. Viele Maßnahmen, von denen ich einige anschließend näher beschreiben werde, waren auch nur möglich, weil Impulse und Unterstützung von der Verwaltung und hier namentlich von Bürgermeister Karl Heinz Pühler kamen und die Gemeindevertreter so aufgeschlossen waren, diese Vorhaben mitzutragen.

Schon sehr früh hat Ensheim einen Dorfentwicklungsplan in Auftrag gegeben und wurde 1982 in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Aus diesem Landesprogramm wurden Fördergelder beim Straßenbau, für besondere Pflastergestaltungen am „Platz an der Eiche”, für Bruchsteinmauern im Rommersheimer Weg und in der Obergasse bereit gestellt. Auch private Maßnahmen wurden aus diesem Programm gefördert und können auch heute noch bei entsprechender Antragstellung in Anspruch genommen werden.

Nach Auflösung der Ensheimer Schule und Übernahme der Schüler zunächst in den Schulverband und dann später in die Grund- und Hauptschule der Verbandsgemeinde, stand unser Schulhaus leer, auch die Lehrerwohnung. Die beiden Schulsäle wurden Anfang 1980 zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut, Toiletten und Küche eingerichtet und alle Räume mit einer Zentralheizung ausgestattet. Die Kirchengemeinde hat sich an diesen Baukosten beteiligt und dafür die dauerhafte Mitbenutzung dieser Räumlichkeiten erhalten. Der Rest wurde über Eigenmittel und einem erheblichen Landeszuschuss finanziert.

Auch der Brunnenplatz und der Ausbau des Friedhofsweges mit Ehrenmal wurde aus Mitteln der Dorferneuerung mitfinanziert. Bei der Einweihung des Brunnenplatzes unter großer Teilnahme der Ensheimer Bevölkerung war auch der damalige Innenminister des Landes Rheinland Pfalz Kurt Böckmann anwesend. Er hat auch die Festansprache gehalten und dabei das Engagement unserer kleinen Gemeinde für die Dorfgestaltung gewürdigt.

Die größte Maßnahme in unserer Gemeinde war die Ortskanalisation mit dem nachfolgenden kompletten Ausbau aller Ortstraßen und zusammen mit dem Neubaugebiet „Am Kachelberg”. Diese Maßnahme, die jeden Ensheimer betraf und viel Geld kostete, war im Gemeinderat nicht unumstritten, aber zwingend notwendig. Nur so war es auch möglich, dass wir in Ensheim ein Neubaugebiet realisieren konnten. Im gleichen Zuge mit der Ortskanalisation wurde auch die Kläranlage errichtet. Für die Kanalisation war die Verbandsgemeinde zuständig und auch federführend, für den Straßenausbau und für den Neubau war unsere Gemeinde selbst verantwortlich. Die Kosten für den Straßenbau wurden durch einen hohen Landeszuschuss und mit Mitteln der Bürger und der Gemeinde finanziert. Im nachhinein sind alle Bürger zufrieden und unsere Straßen können sich sehen lassen. Dort, wo es möglich war, wurde auch das alte Natursteinpflaster wieder eingebaut.

1992 wurde ausschließlich mit Eigenmitteln der Gemeinde eine Friedhofshalle errichtet. Alle Bestattungen erfolgen nunmehr von dieser Friedhofshalle aus, bildet diese doch auch einen feierlichen Rahmen für Beerdigungen. Zuvor zog sich der Trauerzug vom Trauerhaus durch die Ortsstraßen, dann über und entlang der stark befahrenen Bundesstraße bis zum Friedhof. Jedesmal mussten bei Beerdingungen die Feuerwehr und später die Polizei für Absperrungen auf der Durchgangstraße sorgen. Das ist nun auch vorbei.

Nachdem die Gaststätte „Zur Sonne” aus Altersgründen den Betrieb eingestellt hat, stand auch der Saal nicht mehr zur Verfügung. Dieser Saal war seit je her Veranstaltungsort für alle dörflichen und Vereinsfeste. Aus dieser Not heraus fasste der Gemeinderat den Beschluss, einen Saal für Bürger und Vereine zu bauen. Ein Teil den Gemeinderates favorisierte ein Mehrzweckgebäude am südlichen Ortsrand in der Nähe des Bolzplatzes. Ein anderer Teil folgte der Vorstellung des Bürgermeisters, das ältere Schulgebäudes abzureißen und an dieser Stelle im Verbund mit dem Dorfgemeinschaftshaus einen Saal mit allen Nebeneinrichtungen und auch mit der Bürgermeisterei zu bauen. Diesem Vorschlag ist der Mehrheit des Rates gefolgt und so ist ein Ensemble neben der Kirche entstanden, dass Alt und Neu verbindet und zudem in der Mitte des Ortes liegt. Jeder Besucher ist von der Einrichtung und von dem Umfeld begeistert. Auch für diese Maßnahme wurde ein Landeszuschuss in Höhe von 50% der Herstellungskosten gewährt. Allerdings wird die Restfinanzierung den Gemeindehaushalt noch einige Jahre belasten.

1999 faßten die Ensheimer Winzer den Beschluß, das 170 ha große Weinanbaugelände durch eine Flurbereinigung in 5 Abschnitten neu zu ordnen. Ende 2000 begann die Planung durch das damalige Kulturamt Worms. 2005 war der 1. Abschnitt fertig und neu bepflanzt. Ihm folgen weitere alle 3 Jahre, sodaß das gesamte Ensheimer Weinanbaugelände bis 2020 neu geordnet ist und eine moderne und zeitgemäße Bewirtschaftung ermöglicht. Durch diese Bodenordnung wird die Wege- und Wasserführung sehr verbessert, aber vor allem auch das Landschaftsbild durch viele Ausgleichs- und Grünflächen neu geprägt und für Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer neu erschlossen.

Mit Beginn der Weinbergsumlegung 2003 wurde auch ein weiteres Baugebiet „Im Talacker” mit 29 Bauplätzen ausgewiesen, nachdem bereits 1985 das Baugebiet „Am Kachelberg” erschlossen wurde. Damit hat die Gemeinde die Voraussetzungen geschaffen, das bauwillige Ensheimer im Dorf bleiben und Auswärtige, denen es bei uns gefällt, zu uns kommen können.

Seit 1987 hat unsere Gemeinde eine Partnerschaft mit der lothringischen Gemeinde Dommartemont nahe Nancy. Diese Partnerschaft wird durch jährliche Besuche und Gegenbesuche gepflegt und auch von beiden Gemeinden unterstützt.

Eine wesentliche Aufgabe der Gemeindevertreter wird zukünftig sein, das in den letzten 30 Jahren Geschaffene zu pflegen, zu erhalten und auch einen besonderen Blick auf den alten Ortskern zu richten, um unser idyllisches Dorf mit seinem Umfeld lebenswert für alt und jung zu erhalten.

   

© 2012 by Klaus Kappler zum Jubiläum „40 Jahre Verbandsgemeinde Wörrstadt”

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